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News – 30. Juni 2025, 09:55 Uhr

Gold: Der angeblich große Ausverkauf im Westen – und der stille Aufbau im Osten

Während amerikanische Privatanleger ihre Goldbarren schneller abstoßen als ein altes NFT-Projekt, stapeln Zentralbanken und asiatische Familien ihre Schätze wie mittelalterliche Burgherren vor dem nächsten Belagerungswinter. Willkommen beim globalen Gold-Tango: Im Westen wird verkauft, im Osten gesammelt.

In den USA soll Gold-Katerstimmung herrschen. Nach dem Rausch der letzten Jahre glauben viele, dass Trumps Zolldrohungen nur Theaternebel sind – also raus mit dem Glitzerzeug! Die Händler sitzen auf American Eagles wie Fast-Food-Ketten auf überzähligen Saucenpäckchen. Die Prämien? Dünn wie Schinken an der Supermarkttheke. Einige zahlen sogar drauf, nur um das Zeug loszuwerden heisst es.

Ganz anders die Stimmung in Asien oder im Mittleren Osten. Dort ist Gold kein spekulatives Spiel – es ist Überlebensstrategie. Kein Reddit-Hype, sondern Krisenvorsorge. Ob in China, Indien, Thailand oder die Türkei: Gold gehört zur Familien-DNA, fast wie ein Notfall-Reisepass. Während der Westen zockt, sichert der Osten ab – mit der Ruhe von Leuten, die Währungscrashs, Staatskrisen und IWF-„Hilfen“ schon live erlebt haben.

Die Dynamik ist so alt wie der Goldhandel selbst: Der Westen bestimmt noch den Preis – der Osten sammelt geduldig ein. Wenn’s teuer wird, verkaufen die Amerikaner. Wenn’s billiger wird, kaufen die Asiaten. Kein Boom und Bust, sondern eher ein choreografierter Tanz.

Und wer sitzt in der VIP-Lounge dieses Tanzes? Die Zentralbanken. Während der kleine US-Anleger panisch verkauft, füllen Notenbanken ihre Tresore wie Drachen ihre Höhlen – lautlos, methodisch, entschlossen.

Was dahintersteckt, ist nicht nur ein Marktsignal, sondern Weltanschauung:

Der Westen jagt Rendite. Der Osten sucht Sicherheit.

Also: Nur weil angeblich der Westen aussteigt, ist Gold noch lange nicht am Ende. Im Gegenteil – der stille Aufbau im Osten könnte sich als der cleverere Zug erweisen, wenn der nächste globale Sturm kommt. Denn am Ende zählt nicht, wer am lautesten kauft oder verkauft – sondern wer noch etwas in der Hand hält, wenn die Musik aufhört.

Oder war der jüngste Goldpreisrutsch am Ende nur das große Positionsausmisten vor dem Stichtag 30.06.2025 – ein rein technisches Beben der Longs?

Die Antwort liegt – wie so oft bei Gold – wohl tief unter der Oberfläche.